Gesucht wurde ein Kletterturm für Ziegen, der artgerechte Nutzung, innovative sowie reversible Holzbauweise und damit Nachhaltigkeit verbindet. Europaweit reichten Architekturstudierende ihre Entwürfe ein. Am 5. August tagte die Jury, bestehend unter anderem aus baunetz-Chefredakteurin Friederike Meyer und Benjamin Widmer, Gründer des renommierten Zürcher Architekturbüros bernath+widmer, und zeichnete zwei Arbeiten aus:
Die Preisträger:innen im Überblick:
1. Preis: „twist the goat“ von Ameli Dammann & Alexandra Kasper (beide TU München)
2. Preis: „Ziegenstiege“ von Alexander Binn (TU Berlin) & Anna Barwanietz (TU Wien)
3. Preis: „Bockhain“ von Maximilian Klein & Haakon Hoeren (beide RPTU)
4. Preis: „g-shed“ von Alexander Feigl & Moritz Kaufmann (beide TU Wien)
Die Jury lobte den Siegerentwurf „twist the g.o.a.t.“ insbesondere für sein klares Konzept, den konsequenten Einsatz unbehandelten Massivholzes und eine Konstruktion, die sowohl architektonisch anspruchsvoll als auch praktisch umsetzbar ist.
Ein Korkenzieher für die Ziegen
Der Entwurf „twist the goat“ greift das Prinzip des traditionellen Strickbaus auf: Übereinander gestapelte Dreiecke rotieren in leichten Winkeln und ergeben so eine skulpturale, spiralförmige Struktur – inspiriert von den Hörnern einer Ziege. Mit 42 Ebenen entsteht ein dynamischer Turm, der zahlreiche Kletter- und im Inneren auch Rückzugsmöglichkeiten bietet. Gleichzeitig setzt das Projekt konsequent auf regionale unbehandelte Hölzer, reversible Verbindungen und konstruktiven Holzschutz – ganz im Sinne der Forschungsmaximen des t-lab.
Vom Papier in die Praxis
Zwischen dem 22. und 27. September 2025 wurde der Siegerentwurf im Rahmen einer Design-Build Summerschool auf dem Gelände des t-lab im Diemersteiner Tal realisiert. Alle Preisträger:innen waren eingeladen, gemeinsam am Bau mitzuwirken – unterstützt durch Fachleute der RPTU. Neben der praktischen Umsetzung erwartete die Studierenden ein vielfältiges Rahmenprogramm aus Workshops, Vorträgen und Exkursionen z.B. in das nahe gelegene Brettsperrholzwerk der Firma cltech und auf den Baumkronen-Forschungsturm der RPTU mitten im Wald nahe Trippstadt. Innerhalb von nur vier Tagen konnte der Kletterturm vollständig durch das achtköpfige internationale Team erbaut werden und das, obwohl Dauerregen angesagt war. Durch die Nutzung der Werk- und Forschungshalle des t-lab im Diemersteiner Tal konnten im Trockenen vier Pakete des Turmes lageweise vorbereitet werden, sodass am vierten Tage nur noch die Montage am Bauplatz geschehen musste. Am 25.09. konnte also abends das Richtfest stattfinden, das reges Interesse bei Rundfunk, Presse sowie den menschlichen und tierischen Bewohnern Diemersteins fand. Letztere bestiegen unmittelbar nach Verkündung des Richtspruches ihren neuen Aussichtspunkt.
Forschung trifft Tierwohl
Das goat-lab steht beispielhaft für die Philosophie des Fachbereichs Architektur und den Forschungsschwerpunkt t-lab: Theorie, Forschung und Praxis eng miteinander zu verknüpfen. Ziel ist es, neue Wege des ressourcenschonenden Bauens zu erproben – in diesem Fall mit einer besonderen Aufgabe: einem Bauwerk, das nicht Menschen, sondern Ziegen in den Mittelpunkt stellt.

