„Wer den Wald schützen will, muss auch das Klima schützen. Denn die Erderhitzung macht den Wäldern durch Borkenkäferbefall und Extremwetterereignisse stark zu schaffen. Daher hat sich Landesforsten Rheinland-Pfalz das Ziel gesetzt, bis Ende nächsten Jahres bilanziell klimaneutral zu sein – und damit als erste Landesverwaltung in Rheinland-Pfalz überhaupt. Das Forstamt Neuhäusel geht damit beispielhaft voran und ist nicht nur bereits jetzt klimaneutral, sondern das erste Forstamt in Rheinland-Pfalz, das es sogar schafft, mehr CO2 einzusparen als dort selbst verbraucht wird. Zusätzlich erhalten die neu gebauten Gebäude am Forstamt die Zertifizierung „Holz von Hier®“, die bescheinigt, dass ausschließlich Holz mit kurzen Lieferwegen genutzt wurde“, so Klimaschutzministerin Katrin Eder am heutigen Samstag beim Tag der Offenen Tür am Forstamt Neuhäusel.
Die Landesforstverwaltung in Rheinland-Pfalz hat das strategische Ziel, bis Ende 2025 bilanziell klimaneutral zu sein. Klimaneutral bedeutet, die Landesbehörde will bilanziell den gesamten Strom, der rechnerisch für die Liegenschaften und die eigenen Fahrzeuge benötigt wird, selbst mittels PV-Anlagen erzeugen. Zudem soll ausschließlich mit erneuerbaren Energien geheizt werden. „Der Wald ist ein wichtiger Speicher für CO2. Rund ein Viertel aller Treibhausgasemissionen in Rheinland-Pfalz kann er aufnehmen. Gleichzeitig leidet der Wald aber auch unter der zunehmenden Erderhitzung“, so Eder. Ihr ist es wichtig, dass dieser Klimaschutzeffekt des Waldes nicht in die Bilanzrechnung von Landesforsten einberechnet wird, sondern die Behörde die Klimaneutralität aus eigenen Anstrengungen schafft. Am Forstamt Neuhäusel ist dies beispielhaft gelungen, so die Klimaschutzministerin.
PV-Anlagen, Elektromobilität, Dämmung, LEDs und nachhaltige Wärme sorgen für CO2-Einsparung
Insgesamt wurden alle geeigneten Dächer mit PV-Anlagen ausgestattet. Auf insgesamt rund 400 m² können hier 80 kWpeak Energie erzeugt werden. Zusätzlich wurden ein 22-KW-Speicher sowie acht Ladepunkte für E-Mobilität installiert. Eine Pelletheizung ersetzt die alte Gasheizung, Licht erzeugen klimafreundliche LEDs. Auch die Dämmung ist ein wichtiger Faktor: Der passive Wärmeschutz in dem alten aus preußischer Zeit stammenden Forstamtsgebäudes wurde dabei mit einer Teilgebäudedämmung ausgeführt. Insgesamt konnte somit im Wärmebereich die CO2-Emissionen um circa 92 Prozent gesenkt werden.
Bilanziell übersteigt die CO2-Einsparung damit den derzeitigen CO2 Ausstoß der Behörde durch Strom- und Wärmeverbrauch oder den Einsatz der Maschinen und der Fahrzeuge mit Verbrennermotor deutlich.
Allein die PV-Anlage des Forstamtes deckt den Jahresstromverbrauch der Behörde sowie zusätzlich für rechnerisch circa 450.000 Kilometer, die mit E-Fahrzeugen zurückgelegt werden können.
Gebäude aus regionalen Holz sorgt für Klimaschutz durch kurze Lieferwege
Die neuen Betriebsgebäude leisten mit ihrer CO₂-Speicherung durch regionalen Holzbau einen weiteren spezifischen Klimanutzen von rund 89 Tonnen. Aufgrund der kurzen Transportwege erhielt das Forstamt das internationale Lieferkettenzertifikat „Holz von Hier®“. Dieses bescheinigt, dass ausschließlich Holz mit kurzen Lieferwegen genutzt wurde.
„Der Gebäudesektor ist für knapp 40 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich. Wie klimafreundlich ein Gebäude ist, wird einerseits durch die Auswahl der Baumaterialien bestimmt, wie beispielsweise nachwachsende Rohstoffe, die deutlich klima- und umweltfreundlicher sind als Baustoffe wie Stahl und Beton, die viel Energie zur Produktion benötigen und problematischen Müll hinterlassen. Auch die Transportwege spielen bei der Klimabilanz von Gebäuden eine Rolle: Der Anteil der Transport-CO2 -Emissionen macht bei einem Gebäude fast ein Viertel der Gesamtemissionen aus“, so Eder.
„Wer auf regionales Holz setzt, schützt durch kurze Transportwege das Klima, stärkt die heimische Wirtschaft und wirkt illegalem Holzeinschlag entgegen. Die Kennzeichnung ist somit auch ein Beitrag zum Erhalt und Schutz der Biodiversität in den Wäldern. Denn neben der Transportstrecke garantiert das Label „Holz von Hier®“ auch, dass das Holz nur aus Wäldern stammt, die nachhaltig nach den Vorgaben von FSC oder PEFC bewirtschaftet werden. Die Staatswälder von Landesforsten Rheinland-Pfalz sind nach diesen zertifiziert“, so die Klimaschutzministerin.
„Neben Maßnahmen wie etwa des Waldumbaus müssen wir alle im eigenen Umfeld vorhandene Klimaschutzpotentiale heben und sinnvollen Maßnahmen umsetzen“, so Friedbert Ritter, Leiter des Forstamtes Neuhäusel. „Damit leistet das Forstamt auch einen wichtigen Beitrag in den regionalen Klimaschutzbemühungen des Westerwaldkreises.“
Infos zu Holz von Hier®
Das Label schreibt je nach Holzart eine Kilometer-Höchstgrenze vor, wie weit das Holz oder die Holzprodukte transportiert werden dürfen. Dabei wird stets berücksichtigt, ob es tatsächlich holzverarbeitende Betriebe, etwa Sägewerke, in der Umgebung gibt. Verändert sich etwas in der Infrastruktur, werden auch die Kilometerangaben angepasst. Die Radien für den Transport des Holzes bei „Holz von Hier®“ orientieren sich zudem nicht an Ländergrenzen, sondern an der tatsächlichen Entfernung zwischen Bezugsquelle, Weiterverarbeitung und Einbau. So kann man einerseits garantieren, dass die Standards eingehalten werden können und andererseits prüfen, dass die Transportstrecken tatsächlich so kurz wie möglich sind. Auf der Website kann jede und jeder suchen, wo es Holz und Holzprodukte in der Nähe gibt.
Weiterführende Links:
Mehr Informationen zum Umweltlabel Holz von Hier® finden Sie in diesem Beitrag sowie auf der Webseite von Holz von Hier®. Auch in diesem Interview mit Dr. Philipp Strohmeier und Dr. Gabriele Bruckner und in diesem Flyer erfahren Sie spannendes zum Umweltlabel Holz von Hier®.