© RICHTER TREITZ architekten, Saarbrücken

Bauen im Bestand: Die Geschäftsstelle der Landesgartenschau 2027
Im Rahmen der Landesgartenschau 2027 in Neustadt an der Weinstraße wird eine ehemalig baugewerblich genutzte Halle in unmittelbarer Nähe zum Veranstaltungsgelände einer zukunftsorientierten Umnutzung unterzogen. Das Bestandsgebäude in der Rosslaufstraße 20, 67433 Neustadt, besteht aus einer rund 30 x 17 Meter großen und 7 Meter hohen Stahlskelettkonstruktion mit aussteifenden Mauerwerkswänden.
Umnutzung & Entwicklung der bestehenden Gebäudestruktur
© RICHTER TREITZ architekten, Saarbrücken

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Das südliche Drittel der Halle, in dem sich bestehende Büroeinbauten mit massiver Betondecke und einer darüber liegenden zu Revisionszwecken begehbaren Technikempore befinden, wird revitalisiert und weiterhin als Bürofläche genutzt. Im Zuge der Maßnahmen wird dieser Bereich durch neue Sanitäranlagen, ein barrierefreies WC sowie einen gesonderten Mitarbeitendenzugang ergänzt und technisch in die Gegenwart versetzt.
Der nördliche Hallenbereich bleibt in seiner Grundstruktur weitgehend unangetastet und wird mit modularen Holztafelbau-Boxen ergänzt. Die Boxen sind vorgefertigt elementiert, reversibel verbunden und ermöglichen durch ihre demontierbare Konstruktion einen einfachen Auf-, Rück- oder Wiederaufbau – auch im Außenbereich. Zur Verwendung kommen dabei sowohl Holz-Holz-Verbinder aus Laubholz zwischen den einzelnen Elementen als auch Buchen-Holznägel zur Befestigung der aussteifenden Platten mit den Holzständern innerhalb eines Elementes.
Zwischen den einzelnen Holzboxen entstehen im Halleninneren offene, flexible Flächen, die multifunktional nutzbar sind und gleichzeitig als klimatischer Puffer zur Außenluft dienen. In der Nordfassade werden die bestehenden Öffnungen bodentief erweitert, wodurch großflächig belichtet und belüftet sowie ein Zugang zu einem neu geschaffenen, überdachten Terrassenbereich ermöglicht wird.
Zukunftsfähig & ressourcenschonend
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Der Umbau der Halle erfolgt nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip und unter konsequenter Anwendung nachhaltiger Bauweisen. Verwendet werden ökologische, recyclingfähige sowie recycelte Materialien, schadstofffreie Baustoffe und lösbare Verbindungen, die eine spätere Wiederverwertung und Zirkularität sicherstellen. Auf nicht notwendige Schichten und rein optische „Verbesserungen“ wird soweit möglich verzichtet, die Fassade erhält ein Kleid aus selbstklimmenden Pflanzen, die den sommerlichen Wärmeschutz verbessern. Die Wärmeversorgung erfolgt über ein neu installiertes Wärmepumpensystem, ergänzt durch die bereits vorhandene Photovoltaikanlage auf der südlichen Dachhälfte der Halle.
Insgesamt entsteht ein flexibler, ressourcenschonender und zukunftsfähiger Gebäudetypus, der exemplarisch für nachhaltiges Bauen im Bestand steht und einen innovativen Beitrag zum Konzept der Landesgartenschau 2027 und zur durch den Klimawandel dringend notwendigen Bauwende leistet.
Steckbrief:
Projekt: Geschäftsstelle der Landesgartenschau 2027 in Neustadt an der Weinstraße
Standort: Rosslaufstraße 20, 67433 Neustadt an der Weinstraße
Bauherr: Landesgartenschau 2027 Neustadt an der Weinstraße gGmbH
Planung: RICHTER TREITZ architekten, Saarbrücken
Wissenschaftliche Betreuung: RPTU Kaiserslautern-Landau
Prof. Dipl.-Ing. Dirk Bayer
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Graf
Baubeginn: 2025
Geplante Fertigstellung: Dezember 2025
Projektziele:
- Prototypischer Einbau klimaschonender serieller Holztafelmodule mit reversiblen Verbindungen als Baukastensystem in eine leerstehende Industriehalle zur Schaffung thermisch geschützter Arbeitsplätze
- Nutzen des Hallenvolumens als energetischer Klimapuffer für darin stehende Holzboxen
- Etablierung eines einfach auf- und abbaubaren Holzelementsystems, das sowohl im Innen- als auch im Außenbereich verwendet werden kann
- Einsatz von laubholzbasierten Holz-Holzverbindern und -befestigungsmitteln
- Minimalinvasiver Umbau der bestehenden Halle unter Verwendung „neuer“ ökologischer Baustoffe wie Hanfkalksteinen und Lehm.
Gefördert durch: Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität (MKUEM) Rheinland-Pfalz