Neues Dienstgebäude für den LBM Cochem-Koblenz: Holzbau für effizientes und nachhaltiges Arbeiten

Eine an die Umgebung angepasste Architektur, der Einsatz von Holz als vorwiegendem Baustoff und eine besonders hohe Energieeffizienz zeichnen den Neubau des Dienstgebäudes für den Landesbetrieb Mobilität (LBM) Cochem-Koblenz aus. Rund 19,1 Mio. Euro investiert das Land in eine moderne Arbeitsumgebung für die rund 140 Mitarbeitenden am Landesbetrieb Mobilität Standort Cochem-Cond, die bislang auf mehrere Gebäude im Stadtgebiet verteilt sind.

In diesem Ersatzneubau zeigen sich beispielhaft die Paradigmen der Klimaschutz- und Suffizienzstrategie für die Landesliegenschaften – kurz 4+1-Strategie: die vier baulich-technischen Bereiche Flächensuffizienz, Verzicht auf fossile Heizung, Erzeugung erneuerbarer Energie und das Bauen mit nachhaltigen Materialien werden unterstützt und realisiert durch moderne Verfahren – hier insbesondere bei der Vergabe.

Die Ochs GmbH, Generalunternehmer des Projekts, betont den Beitrag des gewählten Baustoffs zum Klimaschutz: „Holz ist unter den bekannten Baustoffen wie Beton oder Stahl der einzige nachwachsende Baustoff. Mit dem Gebäude werden nach heutigem Erkenntnisstand 1063 Tonnen CO2 gespeichert. Dies reduziert den ökologischen Fußabdruck des Gebäudes deutlich. Studien zeigen, dass Holzgebäude bis zu 90% weniger CO2-Emissionen verursachen als vergleichbare Bauten in konventioneller Bauweise.“ Die Vergabe der Planungs- und Bauleistungen über eine Funktionalausschreibung an einen auf Holzbau spezialisierten Generalunternehmer ermöglicht eine für diese Gebäudegröße kurze Bauzeit von rund zwei Jahren. Mit der Ochs GmbH fiel die Vergabeentscheidung auf ein regional verwurzeltes Unternehmen mit jahrzehntelanger, umfassender Expertise im Holzbau.

Intergrale Planung führt im Holzbau zu kürzeren Bauzeiten und Kostensicherheit

Zur Bedeutung ganzheitlicher Planung für nachhaltige Bauprojekte erklärt das Unternehmen: „Nachhaltiges Bauen ist auf eine gewisse Dauerhaftigkeit des zu errichtenden Gebäudes angelegt. Hierzu braucht es von Beginn alle Fachdisziplinen des Planens an einem Tisch. Diese Fachdisziplinen sind, bis auf wenige Ausnahmen, in unserem Haus vorhanden. Durch entsprechende Vorplanung der Baukonstruktion und der zu verwendenden Baustoffe werden wir dem Anspruch auf die Dauerhaftigkeit des Gebäudes gerecht. Die einheitliche Koordination aller Gewerke reduziert Schnittstellenprobleme und verhindert, dass durch die – bei nachhaltigen Bauvorhaben komplexen Abstimmungen – Verzögerungen entstehen.“

Baustoffe sinnvoll einsetzen: CO2 Reduktion durch Ersatz von mineralischen Baustoffen

Das dreigeschossige Gebäude (Grundfläche 74 x 17 Meter) liegt mit seinem Untergeschoss teilweise im Hang. Mineralische Baustoffe wie bspw. Beton sind an jenen Stellen eingesetzt worden, wo es bautechnisch notwendig und sinnvoll war, jedoch dort, wo es möglich war, durch nachwachsende Baustoffe ersetzt worden. Der offene, von Betonstützen geprägte Teil des Untergeschosses bietet Parkplätze für Mitarbeitende. Bei Hochwassergefahr kann er zügig geräumt werden. Gegründet wird das Gebäude mit Beton-Bohrpfählen und einer Stahlbeton-Bodenplatte. Erdberührte Bauteile müssen aufgrund der Feuchtigkeit nach wie vor mit größtenteils mineralischen Baustoffen errichtet werden, um die Standsicherheit und Langlebigkeit des Gebäudes zu gewährleisten. Die drei Vollgeschosse werden in Holzrahmenbauweise aus vorgefertigten Wandelementen errichtet. Die Massivholzdecken sind aus Brettsperrholz mit Splittschüttung und schwimmendem Estrich, um die Schallschutzvorgaben zu erfüllen

Werk.um architekten, Planungspartner im Projekt, betonen die Wahl des Baustoffes als zentrale Entscheidung für die Nachhaltigkeit: „Das komplette Projekt wird ab Oberkante der Bodenplatte in Holzbauweise realisiert, mittels vorgefertigter Holztafelwände, und Brettsperrholzdecken. Auch an der Fassade zeigt sich der Baustoff in Form einer horizontalen Stülpschalung. Somit wird CO2 langfristig im Gebäude gebunden und der Atmosphäre entzogen – eine zukunftsweisende, nachhaltige Bauweise.“

Der Grundriss und das Raumprogramm ist von Suffizienz geprägt: Einschließlich der Flure, Neben- und Technikräume stehen dem LBM künftig 3.725 Quadratmeter zur Verfügung, davon 2.509 Quadratmeter für Büros. Zur Struktur des Gebäudes erläutert werk.um architekten: „Das neue Bürogebäude für das LBM Cochem ist sehr kompakt strukturiert und hat somit einen reduzierten ‚Fußabdruck‘ und ein optimales Verhältnis von Nutzflächen zu Hüllflächen.“

Zertifizierung & erneuerbare Energien im Gebäudekonzept

Der Silber-Standard nach dem Bewertungssystem „Nachhaltiges Bauen (BNB)“ wird unter anderem durch die ökologischen Bauteile, die guten Dämmeigenschaften der Holzbauweise, eine gut gedämmte Fassade und dreifach verglaste Holz-Alu-Fenster erreicht.

Eine Photovoltaikanlage mit 95 Kilowatt peak auf dem Flachdach deckt übers Jahr gerechnet rund 60 Prozent des Strombedarfs im Gebäude und der sechs E-Ladepunkte in Garagen (Untergeschoss). Im Sommer erzeugte Überschüsse werden ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Für Heizwärme sorgen eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und eine Lüftungsanlage mit Wärme-Rückgewinnung.

Regionale Wertschöpfung von Bedeutung

Hinsichtlich regionaler Projekte erklärt die Ochs GmbH: „Es ist für uns von wesentlicher Bedeutung, solche Projekte auch in Rheinland-Pfalz zu realisieren. Als überregional tätiges Unternehmen haben wir schon so manche Leuchtturmprojekte außerhalb von Rheinland-Pfalz erfolgreich realisiert und freuen uns, dies mit diesem Projekt auch heimatnah tun zu können. Die Nähe des Bauvorhabens zu unserem Standort ist zudem ein Vorteil für unsere Logistik und vor allem für unsere Mitarbeiter. Hinzu kommt aber auch, dass wir unseren Nachunternehmern, die überwiegend aus unserer Region stammen, die Möglichkeit bieten, sich in unserem Projekt mit ihren Leistungen einzubringen.“ Auch werk.um ist überzeugt von der Wahl eines regionalen Generalunternehmers: „Lange Transportwege werden vermieden und regionale Kreisläufe gestärkt!“

Nachruf auf Heinrich Werner Ochs Dipl. Ing. (FH)., 1949–2025

Noch während der Fertigstellungsphase des Gebäudes verstarb der Inhaber der Firma Ochs GmbH, Heinrich Werner Ochs, im Alter von 75 Jahren. Als Zimmerermeister, Visionär und Unternehmer setzte er früh auf den modernen Holzbau und führte den Betrieb mit fachlicher Klarheit und großem Verantwortungsbewusstsein. Wir nehmen Abschied von einem Menschen, der viel bewegt hat – in seinem Unternehmen, in Rheinland-Pfalz und für den Holzbau.

Steckbrief:

Name: Neubau des Verwaltungsgebäudes des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Cochem-Koblenz

Standort: Cochem-Cond

Bauherr: Ministerium der Finanzen Rheinland-Pfalz, vertreten durch den Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (Landesbetrieb LBB), Niederlassung Koblenz

Entwurfsplanung, Ausführungsplanung und Bauleistungen: Ochs GmbH, Kirchberg/Hunsrück

Baubeginn: März 2024

Geplante Bauzeit: rund 2 Jahre

Projektziele:

  • Realisierung des Verwaltungsgebäudes in Holzbauweise und damit aus nachwachsenden, regional verfügbaren Rohstoffen
  • Zügiges Bauen durch Vergabe an einen Generalunternehmer
  • Zertifizierung nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Stufe Silber