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„Update Holzbau“ in Saarburg und Konz war ein riesiger Erfolg!

Die Organisatorin und Initiatorin Simone Grimm sowie die Veranstalter, das Holzbau Cluster RLP und die Verbandsgemeinden Saarburg-Kell und Konz, hätten sich nicht träumen lassen, dass so viele Menschen den Weg in die Stadthalle Saarburg und das Freilichtmuseum Roscheiderhof in Konz finden. Beide Veranstaltungen waren mit 110 Teilnehmern in Saarburg und 106 Teilnehmern in Konz bereits eine Woche vorher komplett ausgebucht.
Baustelle des Neubaus der Kreisverwaltung Mainz-Bingen
Der Neubau der Kreisverwaltung Mainz-Bingen in Ingelheim ist ein Beispielprojekt der Referenten Stefan Thelen und Markus Steppler von der Derix Gruppe

„Update Holzbau“ lockte am Donnerstag und Freitag jeweils Fachmänner und – Frauen aus den Bereichen Architektur, Ingenieurwesen und Zimmerei/Holzbau an die Saar. Vertreten waren auch Interessenten aus der Industrie, der Wirtschaft den Hochschulen und der Politik.„Es lässt uns hoffungsvoll in die Zukunft blicken, wenn wir sehen wie viele Menschen in unserer Region sich ernsthaft mit dem Thema verantwortungsvolles und klimafreundliches Bauen auseinandersetzen“, so Simone Grimm.

Es ist schon ein gewisses Wagnis, eine hochkarätige Fachveranstaltung an zwei Tagungsorten, beides Kleinstädte zu veranstalten. Vielleicht war aber genau dieser Weg interessant: Heraus aus den schick-anonymen Kongresszentren. Attraktive Referenten kommen auch in schöner Umgebung zur Geltung. Auch wenn es um nicht weniger als die Zukunft des Bauens geht. Zwei Tage lang wurde über alle Facetten des Holzbaus diskutiert. Und das nicht auf hoch akademischem Niveau anhand irgendwelcher Versuchsbauten. Nein, es ging um das konkrete Potenzial der Region. Zeigen, was funktioniert, welche Erfahrungen gesammelt wurden, was man für die Zukunft lernen kann. Die Wahl der Region war dabei keinesfalls Zufall, hat doch der Raum Trier eine achtfach höhere Zimmererdichte als der Bundesdurchschnitt. So viele Köpfe so viele Lösungen. So spannte sich der Bogen der vorgestellten Bauten von Kindergärten (St. Petrus in Wittlich) zu Studentenwohnheimen (Haus am Baum, Trier über serielle Sanierung (Erlangen und Frankfurt) bis hin zu vollständig ab- und wiederaufbaubaren Schul- oder Verwaltungsgebäuden (Prüm und Ingelheim).

Die Möglichkeiten des seriellen Sanierens hat Prof. Kay Künzel von „raum für architektur“ aus Wachtberg bei Bonn, anhand der Sanierung eines Mehrfamilienhauses verdeutlicht. Das Gebäude wurde digital und millimetergenau vermessen und danach ein gut gedämmter „hölzerner Maßanzug“ geferrigt. Die Verwendung hochgradig vorgefertigter Fassadenelemente aus Holz hat es dann möglich gemacht, dass die Bewohner während der Baumaßnahme ihre Wohnungen nicht verlassen mussten. Durch die Vorfertigung der Elemente inkl. Fenster, konnten die Wohneinheiten jeweils innerhalb eines Tages ohne viel anfallende Verschmutzung fertiggestellt werden. Das neue, gut durchdachte, nachhaltige Energiekonzept hat es zusätzlich ermöglicht, dass die Wohnungen auch nach der Sanierung weiterhin genauso kostengünstig zur Verfügung stehen. Die höhere Miete wird durch den Wegfall der Energiekosten kompensiert.
Wenn auch einiges an hochkarätiger Architektur und auch Beispiele aus anderen Regionen gezeigt wurde, ging es doch primär um alltägliche Bauaufgaben und die Frage, wie man diese nachhaltig, ressourcenschonend und klimaverträglich umsetzen kann. Machbarkeit stand im Vordergrund und natürlich die Vernetzung untereinander. Mit der Debatte um Lösungen anderer aus der Region lernen und sich fortentwickeln. Die zukünftige persönliche Begutachtung aufgrund der örtlichen Nähe eingeschlossen. Klimafreundliches Bauen ist keine Raketenwissenschaft. Dies bewiesen auch Thomas Kruppa von FAT architects aus Luxemburg und Herr Stefan Thielen von der Derix Gruppe. Beide zeigten Projekte, die ursprünglich in konventioneller Bauweise geplant wurden nun aber in Holz realisiert werden.

Im Falle von FAT architects handelt es sich um den Neubau der Wohnanlage Terra Saar und des neuen Hotelkomplexes in Saarburg. Die von Matteo Thun entworfenen Gebäude sollten ursprünglich konventionell gebaut werden. Herr Kruppa, der mit der Realisierung der Baumaßnahme vor Ort beauftragt ist, hat durch eine geschickte Ausführungsplanung bewiesen, dass das Vorhaben auch in Holz funktioniert und schneller umgesetzt werden kann, so dass diese Bauweise nun umgesetzt wird. Bei einem Projekt von solcher Größe eine erhebliche Einsparung von CO2.

Dasselbe gilt für den Neubau der Kreisverwaltung Mainz-Bingen in Ingelheim. Ursprünglich in Stein/Beton geplant wurde das Gebäude nun in Holz konzipiert und realisiert. Und nicht nur das, es wurde so entwickelt, dass jede Verbindung wieder gelöst werden kann. Der Gedanke dabei ist die Kreislaufwirtschaft. Bauteile sollen am Ende der Nutzung weiterverwendet werden können, so Stefan Thielen von der Derix Gruppe, der das Projekt mit Begeisterung vorstellte. Auf alle gelieferten Bauelemente aus Holz gibt der Hersteller eine Rücknahmegarantie – ein Novum in der Bauwirtschaft.

Dieser Gedanke, die Baumaterialen als wertvolles Gut zu sehen, das man immer wieder und weiter verwenden kann ist dabei nicht unbedingt neu.
Früher wurde dies sehr oft gemacht. Vor allem nach dem Krieg aus der Not geboren. Auch heute stehen wir wieder vor einer Rohstoffknappheit und daher sind diese Denkansätze durchaus richtig und die Wichtigkeit diese professionell weiterzuentwickeln ist sehr hoch.
Mit der aktuellen Debatte um die Baukrise gewann das Symposium somit an Aktualität. Werden doch gerade aus der Bauwirtschaft Stimmen laut, die fordern Klimaschutzstandards auszusetzen und die Bauwirtschaft mit einem milliardenschweren „Sondervermögen“ zu stützen. Aus Sicht der Symposiumsteilnehmer der falsche Weg. Ein „weiter wie bisher“ in dem Modus, der zu der Krise geführt hat, darf es nicht geben. Richtig gemacht ist klimafreundliches, ressourceneffizientes und kreislauffähiges Bauen kein Kostentreiber. So hat der Landesrechnungshof Rheinland-Pfalz in seinem Jahresbericht 2020 festgehalten: „Bei zwei Querschnittsprüfungen (23) hat der Rechnungshof festgestellt, dass die spezifischen Bauwerkskosten (24) von Neubauten mit hohem energetischen  Standard nicht oder nur geringfügig über den in Baukostendatenbanken erfassten Kennwerten für Gebäude mit mittlerem Standard und vergleichbarer Nutzung lagen. (25)“. Zu besichtigen auch an und in den Beispielen aus der Region.

Das Organisationsteam und die Teilnehmer dankten den beiden Stadtbürgermeistern Dixius und Weber, dass sie das Wagnis einer solchen Veranstaltung fern der üblichen Kongresszentren von Anfang an unterstützt und durch eine Leader-Förderung der EU auf diesem Niveau möglich gemacht haben. Mit Referenten und Fachbesuchern aus Luxemburg und Belgien wurde deutlich, dass die Region auch stark von der Vernetzung über Landesgrenzen geprägt ist. Für das gastgebende Freilichtmuseum Roscheiderhof war es am zweiten Tag eine interessante Erfahrung, die historischen Baukonstruktionen – ressourceneffizient unter dem Zwang der damaligen Nöte – mit aktuellen Zukunftsthemen des Bauens zu verknüpfen.

„Das Holzbausymposium in Saarburg und Konz stärkt das Bewusstsein für die Vorteile des Holzbaus und fördert den Austausch zwischen Experten und Interessierten. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der bei sachgerechter Verarbeitung lange haltbar ist und eine hohe energetische Effizienz aufweist. Dementsprechend ist der Holzbau eine zukunftsfähige Bauweise, die sowohl ökologisch sinnvoll als auch ästhetisch ansprechend ist und aktiv CO2 einspart,“ so Jürgen Dixius von der VG Saarburg-Kell. „Mit Holzbau können wir alle einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten und regionale Wertschöpfungsketten auslösen. Die Verbandsgemeinde Konz freut sich, dass das Thema durch das Symposium wieder mehr Menschen erreicht hat,“ so Joachim Weber, Bürgermeister der VG Konz.

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