Sicher und nachhaltig: Verbandsgemeinde Winnweiler baut drei modulare Feuerwehrhäuser aus regionalem Holz
Viele Kommunen stehen in Zukunft vor der großen Herausforderung, dass ihre Feuerwehrgebäude nicht mehr den aktuellen sanitären und technischen Vorgaben genügen. Oft werden sie steigenden Flächen- und Raumbedarfen nicht mehr gerecht, wodurch beispielsweise zu kleine Umkleide- und Schulungsräume oder zu wenige bis gar keine Fahrzeugstellplätze zur Verfügung stehen.
Die Verbandsgemeinde Winnweiler geht dieses Problem auf innovative Weise an. Für den Neubau der Feuerwehrhäuser in den Gemeinden Börrstadt, Breunigweiler und Steinbach wurde eine Holzmodulbauweise gewählt, die eine flexible und individuelle Gestaltung an den drei Standorten ermöglicht. Das Besondere: Es gibt verschiedene Baukörper, sogenannte Funktionsmodule, die flexibel zu einem Gebäude zusammengeführt und an die spezifischen Anforderungen und räumlichen Gegebenheiten des jeweiligen Standorts angepasst werden können. So wurde das Feuerwehrhaus in Börrstadt spiegelverkehrt zu den anderen Standorten platziert, um sich optimal an die zur Verfügung stehende Fläche anzupassen. Diese modulare Bauweise sichert zudem die Zukunftsfähigkeit der Gebäude, da Erweiterungen oder Umbauten bei Bedarf problemlos möglich sind. Selbst ein kompletter Rückbau und Änderungen des Standorts wäre möglich.
Die Verbandsgemeinde Winnweiler hat die Planung der Gebäude selbst übernommen. Die integrale Planung mit Vorgaben für Haustechnik, Brandschutz, Konstruktion und Raumaufteilung wurde digital an die Holzbaufirma übergeben, die die Module fertigt.
Klimafreundliches Bauen durch regionale Materialien und effiziente Technik
Ein zentrales Anliegen des Projekts ist die Klimafreundlichkeit. Neben der Holzrahmenbauweise, die durch eine Zellulosedämmung ergänzt wird, wird ausschließlich regional verarbeitetes Holz nach dem „Holz von Hier®“-Standard verwendet. Dazu wird die Rohware (Rundholz aus dem kommunalen Gemeindewald) an das nächstgelegene Sägewerk gefahren und zugeschnitten. Die Weiterverarbeitung des Schnittholzes zu den Holzmodulen erfolgt ebenfalls in der nahegelegenen Zimmerei (Schauss in Kirchheimbolanden), somit werden die Transportemissionen auf ein Minimum beschränkt und nur so viel Holz entnommen, wie es für dieses Projekt notwendig ist. Das Umweltzeichen garantiert, dass die verwendeten Hölzer aus möglichst nahe gelegenen, nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen, um den CO₂-Ausstoß durch lange Transportwege zu reduzieren. Der regionale Ansatz bei der Holzbeschaffung fügt sich in die Ziele der VG Winnweiler ein, klimafreundlich zu bauen und regionale Ressourcen gezielt zu nutzen.
Einen wichtigen Beitrag zur Energieeffizienz der Gebäude leistet die Photovoltaikanlage auf jedem Feuerwehrhaus (36 bis 46 kWp), die den Eigenbedarf der Feuerwehrhäuser deckt, überschüssiger Strom wird ins Netz eingespeist. Die Beheizung erfolgt ebenfalls über energieeffiziente Luftwärmepumpen. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Betriebskosten langfristig zu senken und einen nachhaltigen Beitrag zur regionalen Energiewende zu leisten.
Erhalt und Umnutzung der bestehenden Gebäude
Mit dem Bau der neuen Feuerwehrhäuser wird auch die Infrastruktur der Feuerwehren in der Verbandsgemeinde Winnweiler modernisiert. Die alten Gebäude an den Standorten werden in unterschiedlicher Form weiter genutzt oder ersetzt:
Börrstadt: Das derzeitige Feuerwehrhaus befindet sich in einem ehemaligen Schulgebäude, das auch von örtlichen Vereinen und einer Fahrschule genutzt wird. Diese Nutzung wird auch nach dem Umzug der Feuerwehr beibehalten.
Breunigweiler: Das bestehende Feuerwehrhaus besteht aus zwei Fertiggaragen, die aus baulichen und energetischen Gründen nicht mehr sinnvoll weiter genutzt werden können und für den Neubau zurückgebaut werden.
Steinbach: Das bestehende Gebäude wird nach dem Umzug zukünftig als Lager und Unterstellmöglichkeit für den Bauhof der Ortsgemeinde genutzt.
Mit dem Bau der Feuerwehrhäuser geht die Verbandsgemeinde Winnweiler einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiges und zukunftsfähiges Bauen und setzt gleichzeitig auf eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Feuerwehrkräfte vor Ort.
Fragen & Antworten: Bürgermeister Rudolf Jacob
Wie wurden die Feuerwehrkräfte in die Planungen und den Entwurfsprozess eingebunden, um sicherzustellen, dass die Gebäude den praktischen Anforderungen im Einsatz gerecht werden?
Sowohl der Wehrleiter als auch die örtlichen Wehrführer waren in die Planungen eingebunden, so dass die Belange der Feuerwehr entsprechend Berücksichtigung finden konnten. Es war uns aber auch wichtig, hier einheitliche Raum- und Flächenkonzepte umzusetzen. Ein „Wünsch Dir was“ hat es für die Feuerwehren hier nicht gegeben.
Welche langfristigen Vorteile sieht die Kommune aus wirtschaftlicher Perspektive?
Wir gehen davon aus, dass wir sowohl beim Bau als auch bei der Unterhaltung und dem Betrieb der Gebäude wirtschaftlicher sind, als das bei einem konventionellen Massivbau der Fall wäre. Wir haben einen Kostenschätzung für einen Massivbau als Vergleichsgrundlage fertigen lassen, mit dem Ergebnis, dass wir schon beim Bau der Gebäude jeweils rund 100.000 € günstiger sind. Durch das energetische Gesamtkonzept werden wir mit Sicherheit auch beim Betrieb erhebliche Einsparungen haben.
Bis heute hält sich das Vorurteil, dass Gebäude aus Holz einen geringeren Brandschutz haben, als konventionell gebaute Gebäude. Was entgegnen Sie solchen Aussagen?
Diese Aussage ist mittlerweile überholt. Auch in der Fachwelt, unser hauptamtlicher Wehrleiter ist im Nebenamt Dozent für vorbeugenden Brandschutz an der Hochschule in Kaiserslautern, ist es mittlerweile nicht mehr umstritten, dass die Anforderungen im Bereich des VB beim Holzbau genauso, in Teilbereichen sogar besser, zu erfüllen sind, wie bei herkömmlichen Gebäuden.
Was können andere Gemeinden von Ihrem Projekt lernen? Welche Tipps haben Sie?
Dieses Projekt hat durchaus landesweit schon Beachtung gefunden. Ich habe es selbst bei der Wehrleiterdienstbesprechung des Landes an der LFKA vorgestellt. Rund 20 Kommunen, die Träger von Feuerwehren sind, haben sich die entsprechenden Unterlagen bei uns schon erbeten. Diese stellen wir selbstverständlich gerne zur Verfügung. Mein Tipp für Alle, die Interesse an einer solchen Umsetzung haben, ist, sich frühzeitig mit dem Holzbaucluster beim Umweltministerium in Verbindung zu setzen. Wir haben von dort nicht nur Fördermittel, sondern vor allem, von Anfang an, sehr nützliche und fachlich hervorragende Unterstützung erhalten.
Weiterführende Infos
Bei Interesse an der modularen Bauweise und Planung der Feuerwehrhäuser können sich Gemeinden und Kommunen an Sascha Leib, Planer und Projektleiter der VG Winnweiler, wenden.
Mail: LeibS@winnweiler-vg.de
Tel: +49 6302 602-59
Steckbrief
Projekt: Feuerwehrhäuser der VG Winnweiler
Standort: Börrstadt, Breunigweiler und Steinbach
Bauherr: Verbandsgemeinde Winnweiler
Baubeginn: 2025-2026
Holzbau: Holzbau Schauss
Planung: Verbandsgemeinde Winnweiler
Gefördert durch: Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität (MKUEM) Rheinland-Pfalz
Projektziele:
- Schaffung moderner, energieeffizienter Feuerwehrhäuser für die Gemeinden der VG Winnweiler
- Förderung nachhaltiger und klimafreundlicher Bauweisen durch den Einsatz von Holz aus dem eigenem Gemeindewald und Photovoltaik
- Entwicklung eines modularen Baukastensystems für Feuerwehrhäuser, welches sich flexibel an die individuellen Bedürfnisse und Standortbedingungen anpassen lässt