Bestand erhalten und Kohlenstoffdioxid einsparen - die Kommune Essenheim nimmt Vorreiterrolle ein

Fast 50% des weltweiten Ressourcenverbrauchs gehen zu Lasten des Bausektors, für knapp 40% der weltweiten Treibhausgasemissionen ist dieser ebenfalls verantwortlich, wenn man von der herkömmlichen Bauweise (Massivbauweise) ausgeht. Für den Klimaschutz ist deshalb die Vermeidung von Abriss und Weiternutzung bereits existierender Bausubstanz ein zentrales Thema. Dies könnte nicht nur der Schlüssel sein, um öffentliche Baumaßnahmen kostengünstiger und schneller umzusetzen, aber auch vor allem Beton, Stahl und andere Materialien einzusparen, und damit den CO2 Emissionen drastisch zu minimieren. Insbesondere die Produktion der genannten Baustoffe tragen aktuell zum Großteil zum Ausstoß von Treibhausgasen in erheblichem Maße bei.

Eine zukunftsweisende Entscheidung

Als die Grundschule Essenheim vor notwendigen Baumaßnahmen stand, trafen die Verbandsgemeinde Nieder-Olm mit Hilfe des Mainzer Architekturbüros „mamuth“ eine zukunftsweisende Entscheidung: Den Erhalt der Bestandsgebäude der Grundschule und die Umwandlung in ein energetisch zukunftsfähiges Ensemble durch den Einsatz eines adaptiven Holzbaus.

Seit der Errichtung des Schulgebäudes im Jahr 1983 wuchs die Gemeinde Essenheim stetig und mit ihr das bestehende Schulgebäude. Die intensive Nutzung und notwendige Anbauten führten zu baulichen Problemen. Wasser, das durch die mangelhaft gewordene Dachentwässerung eintrat, sowie die hohe Schallbelastung in den Erschließungszonen und das fehlende Tageslicht stellten das Planungsbüro vor besondere Herausforderungen in der Planung. 

Erhalt statt Abbruch und Neubau

Aus Klimaschutz- und Kostengründen hat man sich in Essenheim letztendlich gegen einen Abriss der Grundschule und für eine Sanierung der betroffenen Bereiche entschieden. Das neue Konzept sieht vor, durch den Rückbau der betroffenen Bereiche und die Neuanordnung der Raumzonen Abhilfe zu schaffen, ohne dabei den Charme der ursprünglichen Gebäudecharakteristik aufgeben zu müssen. 

Vorgefertigte Holzbauelemente, die den Bestand ergänzen, wurden in wenigen Monaten nacheinander in Bauabschnitten montiert. Durch den hohen Vorfertigungsgrad konnten nicht nur die Bauzeit, sondern die Baukosten im Vergleich zu einem Neubau erheblich (mehr als die Hälfte) reduziert werden, und ein Ausweichen der SchülerInnen auf andere Schulen wurde vermieden. 

Die Entwässerung der neuen Dachlandschaft wurde grundlegend anders konzipiert. Zukünftige Probleme sollen im Hinblick auf Starkregenereignisse vermieden werden, und eine nachhaltige Lösung für die Nutzer gewährleisten. Lichtkuppeln und farbige Akustikelemente im Innenbereich lassen ein helles und freundliches „Blätterdach“ in den Fluren entstehen, und haben die funktionale Aufgabe, das Raumklima angenehmer als bisher zu gestalten. Das Gebäude mit seinen Klassenräumen verwandelt sich in ein „Lerndorf im Wald“, und wird gut von SchülerInnen und LehrerInnen gleichermaßen angenommen. Die gestalterische Qualität des Sanierungskonzepts mit der Verbindung zwischen Neu und Alt in Holzbauweise ist ein greifbarer Beweis für die Machbarkeit von nachhaltigem Bauen.

Der Erhalt des Bestands und der seriellen Sanierung der Dachlandschaft hat nicht nur CO2 eingespart. Die erhebliche Reduktion der Bauschuttmenge, und damit der baustellenbedingten Transportemissionen, sowie einer Belastung der Deponien, zeichnen dieses innovative Projekt aus. Es kann wegweisend für viele ähnliche Bauaufgaben der Kommunen sein. 

Das Projekt wird vom Klimaschutzministerium über das „Klimabündnis Bauen in Rheinland-Pfalz“ mit 100.000 EUR gefördert.
 

Steckbrief:

Name: Sanierung Grundschule Essenheim

Standort: Gemeinde Essenheim

Bauherr: Verbandsgemeinde Nieder Olm

Architektur: mamuth | Dipl.-Ing. Timm Helbach, freier Architekt dwb, Mainz

Holzbau: Zimmerei Felix Harth, Ingelheim

Statik: PIRMIN JUNG, Remagen

Baujahr: 2023

Projektziele:

  • Erhalt der Bestandsgebäude und die Umwandlung in ein energetisch zukunftsfähiges Schulensemble durch den Einsatz eines adaptiven Holzbaus. 
  • Reduzierung der Bauzeit und -kosten durch vorgefertigte Holzbauelemente
  • Bewusster Fokus auf Nachhaltigkeit, unter Einsatz des nachwachenden Rohstoffes Holz, wie durch die Vermeidung „grauer Energie“

Gefördert durch: 

  • Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität (MKUEM) Rheinland-Pfalz