Ein mehrgeschossiges Effizienzhaus für Familien
Laura und Michael Reifenberg haben im Coronajahr 2020 den Entschluss gefasst, in Herschbach im Westerwald ein Mehrfamilienhaus aus Holz zu bauen. Im Interview sprechen Sie über ihre Erfahrungen.
2020 haben Sie sich dazu entschlossen, ein Sechsparteienhaus in Herschbach im Westerwald zu bauen? Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Michael Reifenberg: Herschbach ist mein Heimatort und der Wunsch hier einmal ein Haus zu bauen, war schon sehr früh da. Bis meine Frau und ich dann jedoch ein passendes Grundstück für den Bau eines Mehrfamilienhauses gefunden hatten, vergingen fast zehn Jahre. Wir haben nämlich die Erfahrung gemacht, dass Bebauungspläne in ländlichen Orten häufig nur Einfamilienhäuser oder Doppelhaushälften vorsehen. Wir hatten aber den Entschluss gefasst, ein Mehrfamilienhaus zu bauen, dass uns einmal als Altersvorsorge dienen soll und in dem wir auch selbst gemeinsam mit anderen Familien wohnen können. Das bedeutet, dass wir die Wohneinheiten so geplant haben, dass diese vom Grundriss und der Wohnfläche her attraktiv für junge Familien sind. Insgesamt besteht unser Haus aus sechs Wohneinheiten.
Wie wurde Ihr Haus gebaut? In welcher Bauweise?
Michael Reifenberg: Unser Haus wurde in einer Holzständer-Fertigbauweise im KfW40-Standard gebaut. Dabei kamen verschiedene Holzarten zum Einsatz. Bei der Planung und beim Bau begleitet hat uns die Firma Holzbau Kappler. Das Haus hat 2,5 Stockwerke und ein begrünbares Flachdach auf dem zukünftig noch eine PV-Anlage installiert werden kann. Wir haben auf eine nachhaltige und energieeffiziente Ausführung geachtet. Unser Energieausweis bescheinigt uns einen Endenergiebedarf von gerade einmal 13,2 kWh pro m² pro Jahr.
Welche Bedenken und Vorurteile sind Ihnen beim Holzbau begegnet und wie konnten Sie diese ausräumen?
Laura Reifenberg: Wir standen dem Bauen mit Holz schon immer recht positiv gegenüber. Natürlich hatten auch wir noch viele Fragen, z.B. zum Thema Brandschutz, die uns aber sehr früh in Gesprächen mit unserer Baufirma und Experten beantwortet werden konnten. Heute wissen auch wir: Gebäude aus Holz sind sicher – auch im Brandfall. Das galt schon damals für die Fachwerkhäuser mit ihrem stabilen Holzskelett und gilt auch für die heutige Holzbauweise. Auch beim Lärmschutz werden alle Normen eingehalten, wenn das Gebäude konstruktiv gut geplant ist. Im Gebäude haben wir uns z.B. bewusst für eine freischwebende Treppe entschieden, die keinen Trittschall überträgt.
Ihr Haus wurde möglichst energieeffizient und nachhaltig gebaut. Warum war Ihnen das so wichtig?
Michael Reifenberg: Die Themen Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit gehörten für uns von Anfang an bei der Planung des Hauses mit dazu. Wir wollten eine hochwertige Immobilie bauen, die zu unseren Werten passt und die auch beim Thema Energieeffizienz dem aktuellen Stand der Technik entspricht und damit zukunftsfähig ist.
Wie sieht es mit den Kosten aus? Gab es Unterschiede zwischen der nachhaltigen und der konventionellen Bauweise?
Laura Reifenberg: Neben mehreren Angeboten von Holzbaufirmen hatten wir uns auch ein Angebot für den Bau unseres Hauses in der konventionellen Bauweise eingeholt. Für uns war jedoch schnell klar, dass wir mit Holz bauen möchten, auch wenn das anfangs etwas teurer ist. Denn höhere Kosten in der Bauphase bedeuten bei einem nachhaltigen und energieeffizienten Haus geringere Kosten in der Nutzungsphase für uns und unsere Mieter. Dies ist auch ein Vorteil bei der späteren Vermarktung/Vermietung der Wohneinheiten. Außerdem besitzt Holz einfach eine höhere Wohn- und Wohlfühlatmosphäre als Beton. Ein weiterer Vorteil vom Holzfertigbau ist die schnelle Bauzeit: Der Rohbau unseres Mehrfamilienhauses war innerhalb von fünf Tagen aufgestellt. Zwischen den ersten Erdarbeiten auf dem Grundstück und dem Einzug lagen gerade einmal 10 Monate. Wir haben länger mit der Planung verbracht, als mit dem Bau selbst.
Wie verlief die Planung und Genehmigung Ihres Neubaus? Gab es besondere Herausforderungen?
Michael Reifenberg: Die größte Herausforderung bestand darin, das richtige Grundstück zu finden. Anfangs gab es auch Diskussionen bei der Genehmigung der Bauhöhe unseres Gebäudes, die dann jedoch gelöst werden konnten. Bei all diesen Schritten wurden wir jedoch immer sehr gut von unserer Baufirma begleitet und beraten.
Welche Tipps können Sie anderen privaten Bauherren geben, die ebenfalls über einen nachhaltigen und klimafreundlichen Neubau nachdenken?
Laura Reifenberg: Die Auswahl der passenden Baufirma ist entscheidend. Sie muss eine verlässliche Partnerin sein, die gute Qualität und Beratung liefert und auch die von der KfW gestellten Anforderungen für eine Förderung erfüllen kann. Weitere wichtige Schritte sind die Erstellung eines Bodengutachtens vor dem Bau sowie eine solide Finanzierung.