Umweltschutz trifft Design: Die Forschungshalle des Campus Diemerstein
Mitten im Pfälzer Wald entsteht aktuell durch den Forschungsbereich „T-Lab Holzarchitektur und Holzwerkstoffe“ der TU Kaiserslautern ein Campus für innovativen und experimentellen Holzbau. Das erste Gebäude, eine Werk- und Forschungshalle, feierte am 22. November 2022 sein Richtfest. Ein interdisziplinäres Team aus Forschenden, Lehrenden und Studierenden hat die Halle entworfen, geplant und den Bau schließlich umgesetzt. Die Verbindung von Umwelt- und Klimaschutz mit Design sowie die Wiederverwendbarkeit aller Bauteile stand dabei immer im Fokus.
Das rund 360 qm große Gebäude bietet im Innenraum eine flexibel nutzbare Fläche, die für Workshops, Seminare und Veranstaltungen genutzt werden kann oder aber für den Bau sowie die Montage von Mock-Ups und Demonstratoren im Rahmen laufender Forschungsprojekte. Sowohl für, die Fassade aus auch für den Ausbau kommt der nachwachsende Baustoff Holz zum Einsatz. Der besondere Anspruch: Alle Bauteile sollen sich wie Legosteine zusammenfügen lassen und wiederverwendbar sein und somit der Forderung eines kreislaufeffektiven Holzbaus gerecht werden. Die Werk- und Forschungshalle soll das nachhaltige Prinzip am eigenen Beispiel verdeutlichen.
Innovative Bauweise
Das Tragwerk der Werk- und Forschungshalle besteht aus 13 Dreigelenkrahmen aus Buchen-Furnierschichtholz BauBuche GL75 im Abstand von 2,50 m. Die Dreigelenkrahmen werden durch die vertikalen und horizontalen Lasten aus dem Dach- und Wandtragwerk beansprucht und übernehmen auch die Queraussteifung der Halle. Das Dach- und Wandtragwerk besteht aus einschichtigen Dach- und Wandplatten aus Brettsperrholz (BSP), die 2,50 m zwischen den Dreigelenkrahmen von Fußkante bis Traufkante und von Traufkante bis Firstkante spannen. Die BSP-Platten dienen auch der Längenaussteifung. Die Gebäudehülle als Ganzes besteht aus vorgefertigten dreischichtigen Bauelementen – Weichfaserplatte, Konterlattung, Schindelfassade – mit 2,50 Breite zwischen den Dreigelenkrahmen. Diese vorgefertigten Module werden reversibel auf den BSP-Platten befestigt.
Im Bereich der Bodenplatte und Fundamente wurde auf Stahlbeton verzichtet. Das Bauwerk schließt stattdessen nach unten mit einer selbsttragenden, aufgeständerten 200 mm starken BSP-Bodenplatte ab.
Ergebnis aktueller Forschung und interdisziplinärer Zusammenarbeit
Die Grundlagen der Planung sowie das Entwurfskonzept wurden in mehreren gemeinsamen Lehrveranstaltungen der Fachgebiete Baukonstruktion und Entwerfen (Prof. Stephan Birk) sowie Tragwerk und Material (Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jürgen Graf) mit Studierenden entwickelt. Die konstruktive Besonderheit von reversiblen Bauteilanschlüssen fußt auf diversen Forschungsergebnissen des T-Lab-Verbundes. So kommen beispielsweise erstmals hocheffiziente Ringknoten aus Kunstharzpressholz zum Einsatz. Die weitere integrale Planung erfolgte bis ins Detail durch die beiden Fachgebiete sowie mit Unterstützung von externen Partnern, u.a. der Technischen Hochschule Bingen (Prof. Andreas Winkels und Prof. Martin Pudlik).
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Pressemitteilung zum Richtfest am 22.11.2022